Einweihung der Denksteine am 2. Mai

10. 05. 2023

Sie leben unter uns ... wenn wir wollen

 

Aber in ihnen, unter ihnen, zwischen ihnen die,

welche wir nicht vergessen können,

nicht vergessen wollen, dürfen, sollen.

Wir brauchen sie zum Leben.

-Werner Janssen-

 

Im Oktober 1938 wurden in Mecklenburg die ersten polnisch-stämmigen Juden deportiert. Diese lebten zum Teil schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten auf deutschem Boden, waren in Deutschland geboren. In der sog. „Polenaktion“ wurden 33 jüdische Mitmenschen aus Rostock nach Polen abgeschoben. Bei dieser unangekündigten Aktion wurden die Familien am 28. Oktober verhaftet, eingesperrt und ihr gesamtes Vermögen wurde beschlagnahmt. Die Verhafteten wurden wenige Tage später in Bussen und Zügen an die polnische Grenze verschleppt. Die insgesamt 70 aus Mecklenburg abgeschobenen Juden wurden während der deutschen Besatzung ab 1939 in Ghettos oder Konzentrationslager verschleppt. Sechzehn von ihnen konnten ins Ausland fliehen.

 

Chaim Kalb wurde am 21. September 1887 in Tomaszów geboren. Der Händler zog mit seiner ersten Frau nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach Rostock, dort wurde 1921 ihr Sohn Benno geboren. Nachdem seine erste Frau jung verstorben war, bekam er mit seiner zweiten Frau die drei Töchter Recha (1930), Sonia (1932) und Hanna (1934). Chaim Kalb ist ab 1921 als „Lederstepper, Schächter und Händler“ im Rostocker Adressbuch zu finden. Da die Familie die polnische Staatsangehörigkeit besaß, gehörten sie zu den 33 Jüdinnen und Juden, die am 28. Oktober 1938 aus Rostock an die deutsch-polnische Grenze deportiert wurden. Leider verliert sich dort die Spur der Familie, über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Mit größter Wahrscheinlichkeit wurden sie in Polen in einem Ghetto oder Vernichtungslager ermordet . So steht es auch auf den Denksteinen:

 

„1938 in der ,Polenaktion‘ deportiert, ermordet im besetzten Polen“.

 

Zur Einweihung der Denksteine am 2. Mai gestalteten Schülerinnen und Schüler unserer Schule ein kleines Programm. Sie stellten die Biographie der Familie vor und sprachen ein Gebet und ein Gedicht von jüdischen Autoren. Elsbeth und Carla sangen zwei jüdische Volkslieder, die von den Musiklehrern und Lilly auf der Geige begleitet wurden. Anschließend legten jeder zum Gedenken eine Rose auf die Denksteine. Für alle war es sehr bewegend, der Menschen zu gedenken, die durch Willkür sinnlos in den Tod getrieben wurden. Mit diesen Denksteinen können diese Menschen wieder „unter uns“ sein.

 

P.Skottki

 

Bild zur Meldung: Einweihung der Denksteine am 2. Mai

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Einweihung der Denksteine am 2. Mai (10. 05. 2023)